• info@stop-finnning.com

Philippinen

1. Türchen – Persönliche Erfahrungen

Ich wurde von einigen Leuten gefragt, ob ich auch einmal meine Erfahrungen etwas persönlicher schreiben könnte. Dafür verfasse ich diesen Monat jeden Tag einen Text.

Ich bin in meinem, eigentlich noch recht kurzem Leben, schon recht weit um die Erde gereist. So viel, dass meine Freunde und meine Familie mit einem Schulterzucken reagieren, wenn sie gefragt werden: „Wie Julian ist für 5 Monate auf den Philippinen?“
Es ist ein gutes Leben, das ich führen darf. Die Erfahrungen, die ich mache, erlauben es mir mehr darüber zu verstehen wie sozio-ökologische Systeme (Mensch – Natur Verhältnis) funktionieren, wie wir sie beeinflussen können und vor allem wo die Grenzen liegen. Die Eindrücke, die man gewinnt, wenn man viel reist, führen einen fast grundsätzlich dazu mehr für den Naturschutz tun zu wollen. Denn es ist ganz egal, wo man auf der Welt hinreist. Überall sieht man Plastik, überall erzählen einem die Menschen, dass sie früher mehr Fisch gefangen haben und vor allem, wenn man an Orte zurückreist, weil man sie so schön in Erinnerung hat, dann stellt man doch häufig fest, dass die Orte an dieser Schönheit verloren haben. Es ist sehr schwer zu erklären und wahrscheinlich noch schwerer zu verstehen, gerade weil die mich die Menschen als einen sehr ernsten Charakter wahrnehmen, der nichts außer seiner Arbeit im Kopf hat. Ja es stimmt, ich arbeite sehr viel. Aber ich arbeite sehr viel, weil ich es eben genieße, mir Gedanken darüber zu machen wie wir die Probleme, die wir auf diesem Planeten kreieren beseitigen können. Aber ich bin eben auch nicht alleine und das ist sehr wichtig. Es gibt mir so viel Energie Menschen zu haben, die mich in diesem Traum von einer besseren Welt unterstützen. Ohne meine Familie und vor allem in diesem Fall auch ohne die Hilfe von Promos, der Kellner und Stoll Stiftung, der Deutschen Stiftung Meeresschutz und euch, die an Stop Finning Deutschland spenden, hätte ich gar nicht die Möglichkeit hier etwas zu erreichen. Ohne das Wissen, dass ich Menschen wie meine Freundin oder meinen Bruder haben, denen ich super viel bedeute, wäre ich sicher nicht so motiviert und ohne meine Freunde, wäre ich sicher niemals zu diesem Punkt gekommen. Deswegen möchte ich diesen Beitrag mit einem herzlichen danke beenden!

Danke!

Dynamitfischen und Haie?

Wie letzte Woche versprochen, soll es diesmal darum gehen wie eigentlich die Fischerei hier mit den Haien zusammen hängt. Wer Malapascua einmal besucht wird feststellen, dass Shark Finning hier auf der Insel kein Problem darstellt, auch dynamitfischen ist sehr selten. Doch genau da liegt der Punkt. Wäre der Tourismus und der damit verbundene Schutz der Fischerei Polizei (Bantay Dagat) nicht hier, dann wären eben genau diese Dinge hier. Die Form der destruktiven Fischerei wird dabei fast nebensächlich, denn egal ob Shark Finning oder Dynamitfischerei, ein wichtiger Baustein des Korallenriffs würde zerstört werden.
Im Fall des Haies wäre es ein sogenannter „Top-Down“ Effekt. Die Haie sorgen als größter Jäger dafür, dass das Nahrungsnetz unter ihnen stabil bleibt und dominante Arten, eben von den Haien, gefressen werden. Ohne diesen Effekt würde die Artenvielfalt zurückgehen. Damit würden die überbleibenden Arten den Lebensraum der verlorenen Arten ausfüllen. Allerdings wären sie nicht so gut in dieser Rolle, wodurch das Ökosystem Störungen, wie beispielsweise Naturkatastrophen, stärker ausgesetzt ist. Eine Studie hat dies Anhand der Erholung von Korallenriffen und der Anzahl der Haisichtungen gezeigt. Nach einer Naturkatastrophe konnte sich das Riff mit Haien deutlich schneller erholen als das Riff ohne Haie.
Im Fall des Dynamitfischen würde man vom Verlust des, ihr habt es schon erraten, „Bottom-Up“ Effekts sprechen. Korallen verwandeln leblose Wüsten in tropische Regenwälder. Sie bieten Schutz und Nahrung für unzählige Rifffische. Wenn diese Basis verloren geht, hat das natürlich direkte Konsequenzen auf alle anderen Lebewesen, also auch auf die Haie. In Malapascua spielt dies eine besonders große Bedeutung. Die Fuchshaie (https://projekte.stop-finning.com/die-fuchshaie-von-malapascua), für die die Insel berühmt ist, kommen nur auf Grund von drei Putzerstationen, die sich an dem Seeberg „Monad Shoal“ befinden. Würden diese Putzerstationen verloren gehen, dann würden die Haie wegfallen und damit auch der Tourismus. Folglich wäre Dynamitfischerei an den Putzerstationen das Ende des Tourismus.
Die Menschen auf der Insel verstehen das und sicherlich auch auf Grund der starken Kontrolle findet die Dynamitfischerei, wie bereits erwähnt, kaum bis nicht mehr statt. Die Nachbarinseln sind hingegen in diesen Praktiken nach wie vor sehr aktiv. Es gilt also eine Lösung zu finden, wie man die Menschen der Nachbarinseln davon überzeugt andere Fangmethoden zu verwenden.
Und darum geht es dann nächste Woche.

6 Wochen – Ein Résumé

Da heute Abend die Jamaika-Sondierungen zu Ende gehen sollen und wir das Projekt ziemlich genau zu Beginn der Verhandlung gestartet haben, dachte ich mir, ich schreibe diese Woche einmal über all die Ergebnisse die wir in der Zeit erreicht haben. Allerdings muss ich mich ein bisschen zurückhalten, da die Daten natürlich zuerst publiziert werden müssen und versuche mich somit aufs wesentliche zu konzentrieren.

Erst einmal ein Überblick:

  • Einführende Präsentationen zur theoretischen Vorbereitung
  • Etwa 75 Interviews geführt
  • Mit Fuchshaien getaucht
  • Einer schwachen Meeresschildkröte geholfen
  • Datenauswertung & Dokumentation
  • Snorkel-Cleanups

Nach einer Woche Akklimatisierung und theoretischer Vorbereitung meiner Praktikantin ging es dann nach Malapascua. Die ersten Tage waren dann mit der Vorstellung der lokalen Politik (Local Government Unit (LGU)) und Sicherheitsbelehrungen gefüllt. Trotzdem schafften wir es nebenbei in der ersten Woche bereits 18 Interviews zu führen. Wir hatten einen guten Start und nahmen diesen mit. Am 28. Oktober hatten wir alle benötigten Interviews bereits abgeschlossen, in den Tagen im November konnten wir über 30 Karten erstellen, die die Denkweise verschiedener Akteure auf der Insel darstellt. Das kann man sich ein bisschen so vorstellen wie eine „Mindmap“ nur mit Verbindungen, die Ursachen und Wirkungen beschreiben. All diese Daten gaben uns einen sehr guten Einblick. Wie erwartet ermöglicht der Tourismus um den Fuchshai vielen Menschen eine alternative Einkommensquelle und zerstörerische Fischereimethoden werden kaum noch genutzt. Doch durch die Zunahme in den Bevölkerungszahlen und die Nutzung durch die Touristen gibt es auch einige Probleme. Die Süßwasserlinse wird in der Hauptsaison nahe zu leer gepumpt, wodurch Salzwasser eindringt und die Nutzung in Zukunft immer fraglicher wird. Wie beinahe überall ist die Verschmutzung durch Plastik ein Problem und letztlich die Infrastruktur, vor allem die Klärung des Abwassers. In meinen letzten Einträgen habe ich darüber geschrieben, dass man als Besucher der Insel Einfluss nehmen kann, kritische Fragen zu diesen Themen ist sicherlich ein guter Ansatz. Wir werden natürlich auch selbst in die Auseinandersetzung gehen und versuchen die Insel somit positiv zu beeinflussen, denn eine Sache ist hier sicherlich toll: Der Wille von vielen Hotels und vor allem Tauchläden ist da.

Für die meisten Fischer in der Region geht es um Existenzen. Ich lebe vegan und verbringe die meiste Zeit meines Lebens mit dem Meeresschutz. Ich denke jedes Lebewesen ist wertvoll und trotzdem oder grade deswegen möchte ich, dass die Menschen hier auch in Zukunft fischen können. Der Tourismus kann nicht jedem Menschen helfen, schon alleine weil er neue Bewohner anzieht, die versuchen einen Beruf zu finden. Die Fischerei ist häufig das einzige was den Menschen zum Leben bleibt. Doch auch hier kann und sollte der Tourismus Einfluss nehmen. So könnte Fisch, der mit nachhaltigeren Fangmethoden gefangen wird, beispielsweise zu einem höheren Preis verkauft werden. Industrieller oder durch zerstörerische Fangmethoden gefangener Fisch, sollte entsprechend nicht gekauft werden und wenn dies bedeutet, dass es an manchen Tagen keinen Fisch gibt, so kann das auch dem Bewusstsein der Besucher helfen und aufzeigen, dass man auf der Insel auf die marinen Ökosysteme achtet. Das Problem bei dieser Idee ist natürlich die Frage wie gewährleistet man, dass der Fisch entsprechend gefangen wurde? In Deutschland haben wir ein Zertifikat, dass genau an dieser Stelle versagt. Einige Studien haben bereits gezeigt, dass ein Großteil der vom MSC verifizierten Fischbestände nicht nachhaltig befischt wird.

Vielleicht beginnt es damit, dass wir Menschen erkennen, dass Fisch nicht „geerntet“, sondern getötet wird und durch die massive Befischung, fischen fast immer auch überfischen bedeutet. Es gibt Menschen, die von den Fischen abhängen und kaum eine andere Möglichkeit haben ihr Leben zu ermöglichen, Menschen, die in Deutschland leben gehören nicht dazu.

Was hat das ganze nun mit Haien zu tun?

Darüber nächste Woche mehr.

Zeit die Fuchshaie zu sehen

©Nicholas Daniel

Nach fünf langen Wochen war es nun endlich so weit und meine Infektion am Fuß ist abgeheilt. Ich stand also heute Morgen um 4 Uhr auf um rechtzeitig auf dem Boot zu sein. Während wir zum Tauchplatz fuhren, ging die Sonne langsam auf. Mit den ersten Sonnenstrahlen machte ich meinen Schritt vom Boot ins Wasser zu den Haien. Nachdem ich zunächst eine Flosse verlor und mich die Strömung hinters Boot brachte, ging es dann langsam runter auf über 20 Meter Tiefe. An der Putzerstation, wo die Fuchshaie anzutreffen sind, ist eine Sicherheitsleine angebracht, sodass Taucher die Station nicht kaputt machen. Der Effekt ist klar sichtbar. Vor der Leine liegt nur Geröll, die Kosten die das Riff trägt so viele Taucher Tag täglich aufzunehmen. Auf der anderen Seite sind genau diese Taucher für den Schutz der Station verantwortlich. Es ist ein zwei schneidiges Schwert, doch die Artenvielfalt überwiegt doch dem Schaden an den Korallen außerhalb der Putzerstation in meinen Augen. Wer weiß, ob ohne die Taucher überhaupt noch etwas von den Korallen übrig wäre?

Nachdem wir unten angekommen sind versuchte ich mich zu tarieren. Ich wollte leicht positiv tariert sein, um eben nicht die Korallen zu berühren. Nach fast einem Jahr ohne Tauchgänge fiel mir das aber schwerer als erwartet. Wir bewegten uns entlang der Taucher, um eine freie Stelle zu finden. Die Fuchshai-Dame, die wir fanden wollte wohl aber nicht darauf warten, denn sie kam uns entgegen. Wir blieben also in einer Reihe stehen,um genügend Platz und Abstand zu gewähren und ließen das Tier entscheiden wie nah sie zu uns kommen will. Sie schien sichtlich interessiert an uns zu sein, Runde für Runde bewegte sie sich an unserer Reihe entlang, fast schon so als wenn sie sich präsentieren will. Bei der ganzen Faszination vergaß ich für einen Moment meine Tarierung, als ich nach unten schaute, sah ich einige Weichkorallen direkt neben meinen Flossen, ich holte tief Luft und zog meine Flossen zurück um heraus zu kommen, dafür erntete ich böse Blicke der anderen Taucher, dass ich zurück auf den Grund kommen soll, weil die Fuchshaie sonst nicht nah kommen. Ich schwamm entsprechend weit zurück, um zu gewährleisten, dass es mir nicht wieder passieren würde. Ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen. In der Vergangenheit habe ich bereits an dem Einfluss von Tauchern geforscht, nun habe ich meinen eigenen Einfluss gehabt. Als Taucher haben wir eine hohe Verantwortung bewusst mit dem marinen Ökosystem umzugehen. Wenn möglich sollte man mindestens 1-2 Flossenlängen von Korallen entfernt bleiben und Tiere nicht in die enge treiben oder gar anfassen. Wer die Fische isst, die im Riff leben, sollte sich bewusst machen, dass man dafür sorgt, dass diese zukünftig dort nicht mehr anzutreffen sein werden. Als Tourist hat man die Wahl ob man den Fisch isst oder der lokalen Bevölkerung überlässt, die diese Wahl nicht hat.

©Nicholas Daniel

Das Erlebnis gibt mir nun auch die Möglichkeit ein bisschen etwas über die Fuchshaie zu sagen. Seit Oktober sind Fuchshaie CITES geschützt und der internationale Handel mit den Tieren ist nur noch unter bestimmten Auflagen erlaubt. Die Tiere sind laut IUCN vom Aussterben gefährdet (vulnerable), da die Bestände in den letzten 50 Jahren um über 90% zurückgegangen sind. Der pelagische Fuchshai (Alopias pelagicus) ist der kleinste der drei Fuchshaiarten. Sie sind eine der wenigen Spezies, die aus dem Wasser springen, wahrscheinlich um zu jagen und  Schädlinge zu beseitigen. Diese Sprünge sind verantwortlich für die Entwicklung des Tourismus hier in Malapascua, da die Fuchshaie hier so entdeckt wurden. Es muss beeindruckend gewesen sein einer der ersten Taucher an der Putzerstation „Monad Shoal“ gewesen zu sein. Die Putzerstation ist der Grund warum die Haie hier her kommen, denn eigentlich sind Fuchshaie wandernde Tiere und verbringen die meiste Zeit alleine im offenen Meer, wodurch sie schwer aufzufinden sind. Hier in Malapascua werden sie jedoch täglich von hunderten von Tauchern besucht.

©Nicholas Daniel

Flosse der Fuchshaie ist so lang, weil sie damit ihre Beute erschlagen und betäuben, um diese anschließend zu fressen. Aufgrund dieser Jagdstrategie und ihrem generellen gutmütigen Verhalten gibt es keinen einzigen eingetragen Unfall mit diesen Tieren, wodurch sie als harmlos eingestuft sind. Diese Einstufung trifft selbst auf viele Zackenbarsche nicht zu. Wodurch die Fuchshaie eine perfekte „Einsteigerspezies“ für künftige Haitaucher darstellt.

Durch die weiten Reisen und da es so schwer ist, die Wanderungen zu verfolgen, ist die ökologische Rolle dieser Art weitestgehend unerforscht. Doch eins ist klar, sie nehmen Einfluss auf das Nahrungsnetz. Durch große Jäger nimmt in der Regel die Artenvielfalt zu, da die Chance einen Fisch zu fressen, der „zu“ häufig ist, höher ist, als die Chance eine seltene Art zu fressen. Fuchshaie bejagen vor allem Fischschulen.

Nächste Woche gibt es dann neue Updates zum Projektfortschritt, aber dieser Sonntag sollte ganz den Fuchshaien gehhören.

Eine Zwischenbilanz

Der erste Monat ist nun rum und wir haben fast 50 Interviews gehalten. In diesem Monat wurde, mit einiger Verzögerung, außerdem die Listung des Fuchshais im CITES Anhang II umgesetzt. Das hat zur Folge, dass der internationale Handel dieser Art nur nach Ausstellung eines Unbedenklichkeitsnachweises erfolgen kann. Wenn wir ähnliches mit anderen Arten durch Tourismus erreichen können, wäre dies ein großer Erfolg. Außerdem wurden einige Haiarten in der Bonner Konvention aufgenommen. Wozu wir einen eigenen Artikel verfasst haben. Wir konnten einer schwachen Schildkröte helfen und das Problem des Plastikmülls thematisieren. Hier wollen wir vor allem auch Villa Sandra für ihren Einsatz danken! Was haben wir über Malapascua bis jetzt gelernt? Malapascua ist eine spannende Insel! Es gibt sehr viel zu entdecken, neben den berühmten Fuchshaien, gibt es Seepferdchen, Oktopus und gelegentlich sogar Mantarochen. Im Norden der Insel erstreckt sich ein traumhafter Strand und im Osten erwarteten einen täglich wundervolle Sonnenuntergänge.

Das Urlaubsparadis hat aber auch Probleme, wie jede Region und diese gilt es zu beheben und zu beseitigen. Das Tolle an Malapascua ist das man als Tourist mitgestalten kann. Beschwerden werden häufig gehört und die Menschen kennen die wichtige Rolle der Touristen hier sehr gut. Als Insel hat Malapascua vor allem mit der Versorgung von Menschen zu kämpfen, die Wasserlinse wird beispielsweise von Hotels aufgebraucht, die teilweise üppige Swimmingpools betreiben, was dazu führt, dass die lokale Bevölkerung kein Trinkwasser mehr hat. Es gibt viele Hotels, die keinen Pool haben und man kann sich somit bewusst dagegen entscheiden. Es gibt eine Mülltrennung auf der Insel und die Hotels sorgen auch dafür, dass entstandener Müll zurück zum Festland geht, jedoch ist auch dies für die Kommune wieder sehr schwer. Auch hier versuchen wir wie oben schon beschrieben anzusetzen, zusammen mit People and the Sea und vielen anderen Hotels setzen wir uns für Alternativen ein. So kann ein Plastikstrohhalm beispielsweise durch Metall oder Bambus ersetzt werden. Plastiktüten durch Tupperware oder wiederverwendbare Papiertüten. Natürlich gehört es somit auch dazu Bildungsarbeit zu schaffen, auch hier gibt es bereits Anstrengungen von People and the Sea und zuvor auch von anderen Organisationen. Wir wollen uns in den nächsten Monaten dem natürlich gerne anschließen. Das größte Problem bleibt wohl aber, wie überall in Südostasien, das Dynamitfischen. Die Fischer in Malapascua haben diese Methodik mittlerweile weitestgehend und fast ausschließlich aufgegeben. Es gibt ein gutes Verständnis über die Problematik, aber dort wo man nicht vom Tourismus profitiert wird diese zerstörerische Methode weiter verwendet. Neben einer starken Wasserpolizei, der Bantai Dagat, benötigt dies vor allem auch ein Umdenken der Menschen. Die Fischer müssen einen Vorteil in anderen Methoden erkennen. Daher ist es beispielsweise als Taucher nicht ratsam eine Fischfalle zu öffnen. So sehr man auch den Fischen hilft die gerade im Käfig gefangen sind, wenn dies dazu führt, dass der Fischer zurück zur Dynamitfischerei geht schadet man dem System damit langfristig mehr. Am Schönsten wäre es natürlich, wenn keine Fischerei mehr benötigt werden würde. Wenn die Ökosysteme wieder zu der Artenvielfalt zurückkehren könnten die es einmal gegeben haben muss. Doch dafür braucht es auch ein Umdenken von den Besuchern. Wie kann man beispielsweise den Menschen helfen, die nicht bereits vom Tourismus profitieren? Ist es wirklich so eine gute Idee Thun- und Rifffische zu essen, wenn man sich über diese viel mehr unter Wasser erfreuen würde?

Von Schildkröten bis Dynamitfischen

©Matt Reed (Evolution Diving)

Wir können es kaum glauben, 4 Wochen sind schon rum, seit wir angefangen haben und drei Wochen sind wir nun schon auf Malapascua. Wir haben in der Zeit fast 50 Interviews führen können und einen sehr guten Überblick über die wichtigen Komponenten der Insel gewonnen. Am Montag konnten wir einer müden Schildkröte helfen wieder zu Kräften zu kommen (Spannende Nachrichten von den Philippinen!) und wir hatten Kontakt zu einigen Fischern, die Dynamitfischerei betreiben. Jenseits von Malapascua profitieren die Menschen nicht vom Tourismus, wodurch sie in Teilen auf schnelles Geld angewiesen sind. Um guten Ökotourismus zu entwickeln gilt es genau diese Menschen ebenfalls zu integrieren.

In einem anderen Dorf, dass wir besuchten ist selbst diese destruktive Fischereimethoden keine Möglichkeit mehr an Geld zu kommen, da die Fischgründe so stark von der industriellen Fischerei ausgebeutet werden. Es wird deutlich wie die Übernutzung der Meere nicht nur die Umwelt, sondern auch die Lebensgrundlagen von vielen Menschen zerstört. In einem Interview sagte mir die Frau einer Fischerin, dass sie froh ist, dass sie immerhin noch ihre Liebe zu ihrem Mann hat und die Bananen, die in ihrem kleinen Garten wachsen, die sie am Leben halten. Es fragt sich halt nur für wie lange.

Spannende Nachrichten von den Philippinen!

©Matt Reed (Evolution Diving)

Heute wollten wir eigentlich die restlichen Interviews abschließen, als uns auf einmal ein Anruf erreichte, dass am Strand eine erschöpfte Schildkröte gefunden wurde. Mit den Erfahrungen die sowohl Piper als auch ich in der Vergangenheit mit Meeresschildkröten gesammelt haben, wollten wir unsere Hilfe anbieten. Wir liefen zum anderen Ende der Insel zum Evolution Tauchcenter, die sich bereit erklärten sich um die Schildkröte zu kümmern. In Zusammenarbeit setzten wir die geschwächte Olive Ridley (zu Deutsch: Oliv-Bastardschildkröte) in einen vorher ausgespülten und mit Salzwasser gefüllten Tank. Schildkröten sind trotz ihres Panzers, grade an Land sehr sensibel. Durch das gemeinsame Wissen der Mitarbeiterin von People and the Sea und uns konnten wir mit Evolution einen Plan entwickeln, wie wir das Tier mit möglichst wenig Stress unverletzt umsetzen.

Glücklicherweise kam die noch junge Schildkröte recht schnell zurück zu ihren Kräften und konnte bereits am Abends ins Meer zurückkehren.
An dieser Stelle wollen wir uns ganz herzlich für die tolle Zusammenarbeit mit People and the Sea und vor allem auch Evolution Dive bedanken!

©Matt Reed (Evolution Diving)

Warum wir eine bevölkerungsnahe Gestaltung von Inselgemeinden brauchen?

Da im Moment der Taifun Paolo an uns vorbei zieht und es dadurch stark regnet und stürmt verbringen wir die Woche mit der Auswertung der bisher erhobenen Daten. So entschieden wir uns den Beitrag dieser Woche darauf zu fokussieren warum die Bevölkerung in die Gestaltung von Inseln berücksichtigt werden muss. International spricht man hier vom sogenannten „Community based management“. Die Verbindung zu politischen Repräsentanten ist häufig sehr nah, wodurch Vertrauen und Misstrauen häufig von den Handlungen dieser Personen abhängig sind. Vertrauen wird nur dann geschaffen, wenn sich die Menschen entweder repräsentiert fühlen oder eine positive Entwicklung feststellen. Soweit könnte man dies aber auch für große Staaten wie die USA oder auch Deutschland sagen. Der Unterschied ist eben der direkte Einfluss und die Abhängigkeit von bestimmten, meist marinen, Ressourcen. Die Gemeinde ist also direkter von den politischen Entscheidungen betroffen, als es bei einem Staat der Fall ist, daher ist es wichtig sie zu involvieren.

Genau das sieht dieses Projekt vor. Natürlich ist das Projekt dadurch nicht so spektakulär als wenn wir direkt gegen das Finning eingreifen würden, doch langfristig glauben wir, dass der Effekt langfristiger anhaltend ist, wenn die Gemeinde nachhaltig von den Haien profitieren kann ohne diese zu töten. Genau dafür muss man die Gemeinschaft gewinnen und sie überzeugen, dass es ihr Leben langfristig verbessern kann.

Um zu gewährleisten, dass die Gemeinschaft auch entsprechende Entscheidungen gemeinsam trägt ist es immens wichtig einen Austausch zwischen den verschiedenen Gruppen zu erstellen. Also Interaktionen zwischen den Akteuren. Auch hier sehen wir unsere Rolle als NGO genau diese Interaktionen zu initiieren.

Hier ist noch ein Bild der Arbeit im Büro. Interviewauswertungen dauern lange und man muss sich sehr genau konzentrieren, wodurch man schnell müde wirkt.

Morgen treffen wir uns dann mit dem Bürgermeister der Region. Wir sind gespannt und hoffen auf Zuspruch.

Eine erste erfolgreiche Woche

Seit letztem Samstag sind wir nun in Malapascua. Nachdem wir das Wochenende nutzten um die Insel kennen zu lernen und anzukommen, ging es Montag richtig los. Bevor wir mit den ersten Interviews starteten, lernten wir die Sicherheitsregeln und machten ein erste Hilfe Training. Auf Malapascua gibt es keinen Arzt, daher ist es besonders wichtig für den Ernstfall vorbereitet zu sein. Vor allem, da die lokale Bevölkerung Motorräder nutzt, durch die es immer wieder zu Unfällen zwischen den Fahrern kommt. Am Nachmittag konnten wir dann erste Einblicke gewinnen. Unser Interviewpartner für Dienstag hatte leider unseren Termin verpasst, wodurch wir unseren Zeitplan anpassen mussten. Das ist allerdings in diesen Regionen sehr typisch. Am besten ist es, wenn man die Leute direkt um ein Interview bittet. Abends präsentierte Julian dann das Projekt der lokalen Organisation mit der wir zusammenarbeiten. Alle schienen sehr begeistert und wir hoffen, dass das Projekt einen großen Einfluss auf die Insel und ihre Kommune haben wird. Hierfür beantragten wir ein Treffen mit dem Major (vergleichbar mit unseren Landtagspräsidenten) und besuchten den Borangai (vergleichbar mit unseren Bürgermeistern). Letzterer zeigte vollen Zuspruch für das Projekt und zeigte große Interesse an den Ergebnissen, was uns natürlich sehr freute. Im weiteren Tagesverlauf besuchten wir das Ministerium für Agrarkultur und Fischerei und führten diverse Interviews. Am Donnerstag steigerten wir unser Arbeitspensum dann sogar nochmal und führten von morgens bis abends 8 Interviews durch. Da wir sehr erschöpft von den ganzen Gesprächen waren, entschieden wir uns Freitag unsere ersten Riffdaten aufzunehmen. Mit Ausnahme vom Testtraining des Equipments war dies das erste Mal, dass unsere Füße das Wasser berührten. Den Rest des Wochenendes führten wir noch ein paar Interviews durch, verbrachten aber den größten Teil der Zeit mit der Datendokumentation und Auswertung. Nur Sonntag nehmen wir uns frei, um mit viel Energie in die nächste Woche zu starten.

Unser zweiter Vorsitzender reicht einen Antrag zum Treffen des Mayors der Großraumgemeinde „Daan Bantayan“ ein.

Es ist sehr motivierend zu sehen wie viel Unterstützung wir für dieses Projekt bekommen. Auch um dieser Unterstützung die entsprechende Wertschätzung entgegen zu bringen versuchen wir jeden Tag zu nutzen und so viel zu erreichen, wie es uns möglich ist. Daher möchte ich mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich bedanken und hoffe, dass ihr uns auch weiterhin helft, damit Malapascua nur der Anfang von zahlreichen Projekten zum Schutz von Haien und einer Verbesserung der Lebenssituation von lokalen Kommunen ist.

Eine Woche zum glücklich sein

Diese Woche war es endlich so weit. Der Fuchshai ist nun offiziell CITES geschützt, doch nicht nur das sondern gleichzeitig ist er im philippinischen Gesetz geschützt. Nun finden die Fuchshaie eine Schutzzone in diesem Land und können sich hoffentlich erholen. Mit einem Rückgang von über 90% in den letzten 50 Jahren war dieser Schritt mehr als notwendig.

Wie bereits in früheren Beiträgen beschrieben hängen mittlerweile einige Menschen von dem Fortbestand der Art ab, vor allem auf Malapascua. Wir würden uns wünschen, dass ähnliche Entwicklungen des Haischutzes für andere Arten ebenfalls stattfinden, weswegen wir unter anderem vor Ort sind. Wir wollen herausfinden, wie wir die Wahrnehmung von anderen Haien genauso positiv gestalten können wie die des Fuchshaies in den Philippinen.
Um gut auf das Projekt vorbereitet zu sein hat unser zweiter Vorsitzender diese Woche genutzt um die anderen Mitglieder des Projektes in den entsprechenden Feldern zu schulen. Hierfür wurde uns netterweise ein Raum in der Universität von San Carlos zur Verfügung gestellt, wofür wir uns auch an dieser Stelle noch einmal herzlichen bedanken wollen. Das Team ist außerdem dabei alle Fischarten vor Ort zu lernen um Biodiversitätsmessungen durchzuführen. Diese sollen dazu dienen zu sehen wie nah die Ansichten der Akteure die Realität widerspiegeln. Dies soll natürlich niemanden bloßstellen, sondern lediglich als Vergleich dienen, um bessere Einschätzungen und Empfehlungen zu machen.

Nach den langen Arbeitstagen braucht unsere Crew natürlich etwas gegen den Hunger. Glücklicherweise gibt es in der Stadt Cebu tolle vegane Restaurants wie Vegie Planet (ja, nur mit einem g) und auch The Persian Plate hat vegane Option. Unser Herz gewinnt aber der kleine Donutstand in der Ayala Mall im Erdgeschoss neben dem Supermarkt.