Seit vier Tagen sind wir nun auf den Philippinen. Wir wurden sehr herzlich von der Universität von San Carlos empfangen. Die wissenschaftliche Betreuerin des Projektes wird uns dabei helfen erste Kontakte zur lokalen Regierung zu knüpfen, was auf den Philippinen einen hohen Stellenwert hat. Projekte ohne diese Vorstellungen könnten beispielsweise abgebrochen werden oder keinen Zuspruch in der Bevölkerung finden. Dieser ist uns natürlich sehr wichtig, weil wir ja Projekte mit genau diesen Menschen aufbauen wollen und nicht nur für sie.
Es ist uns auch gelungen auf ein Studentenvisum umzusteigen, wodurch wir ein halbes Jahr im Land bleiben dürfen. Im Moment verbringen wir die Zeit mit Vorbereitungen, zum Beispiel bringe ich Piper die wichtigen Grundlagen für die Studie bei (siehe Blogeintrag: Du bist nicht alleine). Dieses Wochenende sind wir für Schnorchel-Übungen zum Cebu nahegelegenen Moal-Boal gefahren. Hier findet man ein Korallenriff mit einer besonders hohen Artenvielfalt, die von Pflanzen-, Plankton und Korallenfressenden Fischen dominiert wird. Als besondere Attraktion sind zum einen Suppenschildkröten, aber vor allem auch eine riesige Sardinenschule zu finden.
Wie so viele Gebiete auf den Philippinen finden wir ein großes Potential, aber auch gleichzeitig leider noch viel Unwissenheit über die Konsequenzen einiger Aktionen. So fanden wir einen Anker, der durch das Riff gezogen wurde um ein Schiff festzuhalten und die Plastiktüten im Wasser luden uns dazu ein, einmal vernünftig damit aufzuräumen.
Eine Reise in die Tropen bedeutet immer etwas mehr Vorbereitung. Zunächst braucht man einige Impfungen, aber auch Visa sind häufig nötig. Grade auf den Philippinen oder in Indonesien ist dies nicht immer ganz einfach. Es ist häufig ratsam nach der ersten Recherche den Kontakt zu den Botschaften zu suchen. Schaut aber am besten zunächst auf die Website der Botschaft, da sich hier potentielle Fragen eventuell schon klären könnten.
Zum Packen selbst ist meine Erfahrung, dass man nicht zu viele Klamotten mitnehmen sollte. Die meiste Zeit läuft man dann doch in Badehose und T-shirt herum. Für das Projekt brauchten wir außerdem einen Camcorder, einen Laptop, diverse Vordrucke und natürlich eine Schnorchel Ausrüstung. Insgesamt ist es aber nicht zu viel geworden, wodurch ich meinen Wetsuit endlich einmal wieder nutzen kann und auch noch Platz für ein paar Lebensmittel blieben.
Durch meine Betreuerin hat sich Piper dem Projekt angeschlossen. Sie wird mich vor allem bei der naturwissenschaftlichen Datenerhebung unterstützen. Piper hat ihren Bachelor abgeschlossen und ein Praktikum in einem Elefanten Refugium in Thailand gemacht. Ihr Interesse an Tier- und Ökosystemgesundheit fügt dem Projekt einen spannenden Aspekt hinzu.
Auch die Zusammenarbeit mit People and the Sea wird uns dabei helfen noch mehr Daten aufzunehmen und Sprachbarrieren zu überwinden. Auf Malapascua ist die einheimische Sprache übrigens Cebuano. Fun Fact: Dies lernte ich nach dem ich 2 Wochen lang Tagalog gelernt habe.
Falls Du zufällig auf den Philippinen bist kannst Du auch gerne vorbei kommen und uns bei unserer Arbeit helfen.
Eine wichtige Erfahrung, die ich gerne an andere junge Wissenschaftler, Nicht Regierung Organisationen (NGOs) oder interessierte weiter geben möchte ist: Du bist nicht allein. Die Unterstützung die dieses Projekt von allen Seiten bekommen hat ist Wahnsinn. Es ist so schön zu sehen, dass es so viele hilfsbereite Menschen gibt, die eine bessere Welt wollen oder Haien eine Change geben. Bei meiner Suche nach einer lokalen Betreuer/in wurden mir neben Empfehlungen von Wissenschaftlern auch stets wichtige Informationen zu den Philippinen mitgegeben. Diese bestätigten bereits den Hintergrund warum wir uns für dieses Land entschieden. Es gibt zwar viele Probleme, aber auch ein enormes Lösungspotential mit freundlichen Menschen, die über die Bereitschaft verfügen zu handeln. Das Land entwickelt nach wie vor Tourismus weiter und ist in einer Neufindung, die wohlmöglich zum Erhalt mariner Systeme beitragen kann, wenn wir jetzt agieren. Es wird wichtig sein den Menschen Alternativen aufzuzeigen und mit ihnen zusammen zu arbeiten.
Die Planung für das Projekt startete bereits vor etwa einem Jahr. Zunächst verfassten wir einen Rahmen der beschrieb, was geplant ist und warum. Mit diesem ging die Bewerbungsphase los. Als erstes wurde nach einer wissenschaftlichen Betreuung des Projektes gesucht. Wichtig war es einen Schnittpunkt zwischen Sozial- und Naturwissenschaften zu bilden. Interdisziplinäre Forschung ermöglicht uns nicht nur das Ökosystem zu verstehen, sondern auch wie dieses von einzelnen Akteuren betrachtet wird. Wir gucken uns hierbei Fischer/innen, Taucher/innen und auch die Bewohner/innen der Nachbarinseln an.
Trotz Studium, Meeresschutz und Privatleben entwickelte sich das Projekt stetig weiter. Bereits Anfang des Jahres konnten die ersten Forschungsgelder durch das vom DAAD ausgeschriebene PROMOS Stipendium beantragt werden. Einige Skype-interviews mit Inselbewohnern anderer Gruppen, so wie Forschern, die bereits Studien auf der Insel durchführten, fanden statt und halfen zusätzlich den Studienschwerpunkt weiter zu fokussieren. Durch einen freundlichen Hinweis wurden wir dann letztlich auf People and the Sea aufmerksam, die bereits einen sehr ähnlichen Schwerpunkt auf Malapascua gewählt haben. Eine Zusammenarbeit war somit von beiden Seiten sehr schnell gewünscht und vereinbart.
Im September letzten Jahres war Stop Finning in der Öffentlichkeitsarbeit anlässlich der CITES Konferenz 2016 aktiv. CITES ist ein internationales Abkommen, das den Handel mit bedrohten Arten einschränkt oder verbietet. Im letzten Jahr wurden unter anderem der Seidenhai,Teufelsrochen und der Fuchshai unter Anhang II gelistet. Das bedeutet der internationale Handel mit diesen Arten ist nun verboten. Ein ausschlaggebender Akteur für den Fuchshai waren die Philippinen. Lange Zeit waren die Haie in diesem Land dem Shark Finning ausgesetzt. Doch vor allem auf der Insel Malapscua wurde durch die Etablierung von Tourismus ein alternativer Weg entwickelt wie man mit den Tieren umgehen kann. Malapascua ist ein interessanter Fall, da die Insel sowohl strukturelle als auch politische Instabilität aufweist. Mitten im Zentrum mariner Artenvielfalt weist Malapascua ein hohes Potential auf, hat aber auch einige Probleme, die es zu lösen gilt. Um hierzu beizutragen und vor allem Lösungsansätze für andere Regionen zu finden, in denen Shark Finning weiterhin betrieben wird ist Stop Finning für fast ein halbes Jahr auf der Insel um die Menschen und ihre Ansicht zu der Entwicklung des Tourismus kennen zu lernen.