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14. Tür – Wie entwickeln wir Tourismus weiter

Ich habe bei meiner Recherche ein sehr interessantes Paper gefunden. Dabei ging es darum nach welchen Kriterien wir Ökotourismus einordnen können. Zunächst wird festgestellt, dass es „weichen“ und „harten“ Ökotourismus gibt, die bei einer anderen Studie festgelegt wurden (Weaver, 2002).

Weicher Tourismus setzt dabei eher Wert auf Quantität. Viele Touristen die komfortabel mit einem gewissen Servicestandard reisen und häufig mehrere Ziele erreichen wollen. Dem gegenüber steht der „harte“ Tourismus mit tiefen Interaktionen mit der Natur, einer starken Auseinandersetzung mit den Reiseorten, wodurch aber nur eine geringe Anzahl bereist wird.

Der „harte“ Tourismus nimmt häufig mehr Zeit in Anspruch, obwohl weniger Orte bereist werden, wodurch man die Orte nicht nur oberflächlich kennen lernt. Letztlich führt diese Form zu einer stärkeren Verbindung und einem Verantwortungsbewusstsein.

Der zweite Teil der Studie sagt, dass ein Ausbau dieser Form vor allem Nachhaltigkeit und Kundenzufriedenheit in den Fokus setzen wollte. Sowohl die Umwelt als auch die soziokulturellen Zusammenhänge sollten berücksichtigt werden, auch in solchen Gebieten, die primär für ein charismatisches Tier, wie dem Fuchshai, bereist werden.

Aus: Weaver (2004): COMPREHENSIVE AND MINIMALIST DIMENSIONS OF ECOTOURISM

13. Tür – Die Abhängigkeit von Proteinen

Ein ausgewachsener Mensch braucht pro Tag 0,8 g Proteine pro kg Körpergewicht um Tätigkeiten wie Zellaufbau oder Stoffumsatz, der sogenannte Metabolismus zu gewährleisten. Das bedeutet also bei 80 kg Körpergewicht eine Einnahme von 66 g pro Tag. Dabei ist es wichtig, dass die Aminosäuren, aus denen die Proteine bestehen vielseitig sind. Es geht also nicht darum, ob man tierische oder pflanzliche Proteine zu sich nimmt, sondern die wichtigen Aminosäuren. Außerdem sollte erwähnt werden, dass einige Proteine bei starker Hitze, also beim Kochen zerfallen. Dies kann zu einem Rückgang von bis zu 50% der Proteine führen.

Ich habe einmal eine Tabelle von sehr Proteinhaltigen Lebensmitteln erstellt und wie viele der wichtigen Aminosäuren enthalten sind:

Produkt Protein pro 100g
Soja-geschnetzeltes 48g
Linsen 24g
Saitan 28g
Eine Nussmischung Ca. 20g
Thunfisch 21g – 30g
Mageres Rindfleisch 22g
Hähnchenbrust 23g

Hier ist eine Liste von essentiellen Aminosäuren und wo sie in hohen Mengen enthalten sind:

  • Phenylalanin (Schwein, Huhn, Lachse, Walnüsse, Reis, Erbsen)
  • Valin (Rind, Huhn, Lachs, Eier, Milch, Walnüsse, Reis, Erbsen)
  • Threonin (Rind, Huhn, Lachs, Eier, Milch, Walnüsse, Reis, Erbsen)
  • Tryptophan (Soja Bohnen, Haferflocken, Milch, Kakaopulver, Eier, Reis, Erbsen)
  • Isoleucin (Eier, Soja Protein, Algen, Pute, Huhn, Lamm, Käse und Fisch)
  • Methionin (Eier, Sesamkörner, Parmesankäse, Huhn, Thunfisch, Rindfleisch)
  • Leucin (Soja Protein Konzentrat, Soja Bohnen, Rindfleisch, Erdnüsse, Lachs, Weizenkeime, Mandeln, Huhn, Eier, Haferflocken)
  • Lysin (Rindfleisch, Linsen, Sojabohnen, Milch, Eier, Erbsen, Kidneybohnen)
  • Histidin (Rind, Huhn, Lachs, Eier, Milch, Walnüsse, Soja Bohnen, Reis, Erbsen)

Figure | Lifecycle GHG emissions (CO2-Ceq) for 22 different food types aus Tilman & Clark, 2014

Es ist also möglich seinen Proteinhaushalt pflanzlich abzudecken und dabei alle wichtigen Aminosäuren aufzunehmen. Wenn man es möchte, kann man sogar mehr Proteine durch eine geplante pflanzliche Ernährung zu sich nehmen, weil Soja-geschnetzeltes, einige Samen, Hefeflocken und Saitan mehr Protein enthält als jedes tierische Produkt.

Forscher gehen davon aus, dass Klimagase, die auch in der Agrarwirtschaft entstehen, bis 2050 um 80% zunehmen, sich also fast verdoppeln werden. Verantwortlich hierfür ist die Nutztierhaltung und der damit verbundene hohe Fleischkonsum. Gleichzeitig zeigten sie auf, dass die Klimagase durch eine pflanzliche Ernährung drastisch reduziert werden können (siehe Abbildung). Ein Rückgang der Nutztierhaltung führt nicht nur zu einer Reduktion von Treibhausgasen wie CO2 und Methan, sondern verringert Landrodungen, Krankheiten wie Diabetes und vor allem das Artensterben (Tilman & Clark, 2014).

Schlussfolgerungen:

Durch eine pflanzliche Ernährung können also genug Proteine aufgenommen werden. Wie in meinem letzten Artikel zu dem Thema beschrieben ist eine solche Ernährung nicht in jedem Bereich der Erde denkbar. Zumindest zurzeit noch nicht. Doch auch grade in Entwicklungsländern wäre so ein Wechsel zu einem höheren pflanzlichen Anteil des Proteingehalts wünschenswert, um beispielsweise den Umsatz von destruktive Fischereimethoden zu senken oder die geringen Landflächen effizienter zu nutzen.

Ja, es gibt eine Abhängigkeit von tierischen Proteinen in einigen Regionen der Erde, dies sollte jedoch keine Rechtfertigung oder gar Motivation sein, sondern eher ein Problem, das es zu lösen gilt.

Quellen:

whqlibdoc.who.int/trs/WHO_TRS_935_eng.pdf

http://ajcn.nutrition.org/content/78/2/250.long

https://www2.bc.edu/christopher-kenaley/bio3030/Tilman.pdf

12. Tür – Das Öko in Ökotourismus

Normalerweise recherchiere ich recht viel bevor ich diese Beiträge verfasse. Heute spreche ich deswegen über ein Thema, mit dem ich mich so sehr beschäftigt habe, dass ich keine Recherche brauche. Was ist eigentlich Ökotourismus und was ist der Unterschied zu Tourismus? Zunächst einmal scheint die Antwort nahezu auf der Hand zu liegen. Die Ökologie sind alle lebenden und nicht lebenden Faktoren die auf ein Gebiet wirken und wie diese miteinander wechselwirken. Ökotourismus bedeutet also, dass man keinen Einfluss auf diese Faktoren nimmt. Doch kann man wirklich keinen Einfluss nehmen? Nein, das ist unmöglich. Selbst wenn wir an einen Ort reisen, nicht duschen, nicht auf Toilette gehen, nicht Essen, selbst dann haben wir eine Wirkung und wenn es nur die Fußabdrücke sind die wir hinterlassen. Das bedeutet, dass man Ökotourismus nicht so einfach definieren kann. Es gibt verschiedene Ansätze, anstatt nun eine Publikation zu dem Thema zu zitieren versuche ich es einmal selbst. Ökotourismus versucht eine natürliche Wechselwirkung mit dem System zu erwirken, wodurch sowohl das Individuum (Tourist), als auch das Ökosystem nachhaltig profitiert. So kann Ökotourismus beispielsweise einen alternativen und teils höheren wirtschaftlichen Wert generieren und gleichzeitig ein System schützen. Ein holistischer Ansatz, also die Berücksichtigung des gesamten Systems statt beispielsweise einer charakteristischen Art, ist dabei in der Regel besser und ein Bildungsansatz für die Besucher führt ebenfalls langfristig zu höherem Erfolg und der Integration von Ökosystem und Mensch. Letztlich also zu einer Symbiose von der beide profitieren. Als Touristen haben wir durch unsere Entscheidung welche Gebiete wir besuchen und welche Dienste wir nutzen direkten Einfluss auf die Art und Weise wie nachhaltig unser Eingriff ist. Es lohnt sich also eine kleine Recherche zu starten bevor man verreist, vor allem, weil auch hier Greenwashing sehr groß ist.

11. Tür – Wie läuft es im Projekt?

In letzter Zeit habe ich nicht grade viel darüber geschrieben, wie es hier läuft. Dafür gibt es zwei Gründe, zum einen kann ich meine Ergebnisse nicht veröffentlichen, bevor sie in einer Publikation erschienen sind, zum anderen war die letzte Woche etwas Chaotisch.
Ich musste erste Hilfe leisten. Die Gründe für den Unfall bleiben ungeklärt. Ich bin auch erst am Unfallort erschienen, nachdem es passiert ist. Auf Malapascua gibt es nach wie vor kein Krankenhaus, wodurch wir zum Festland übersetzen mussten. Die verletzte Person ist mittlerweile seit 10 Tagen im Krankenhaus und es sind sehr langsame Verbesserungen zu erkennen. Das Problem ist hierbei jedoch, dass es in den Philippinen keine Gesundheitsversicherung gibt. Daraus folgt, dass sich die Familie sehr stark verschuldet. Mittlerweile belaufen sich die Kosten auf etwa 3000 Euro. Dies ist für deutsche Verhältnisse nicht so viel Geld, hier bedeutet es einen wirtschaftlichen Ruin. Da die Familie sehr eng mit mir zusammen arbeitet geht mir das sehr nahe und ich versuche Wege zu finden zu helfen. Das bedeutet aber auch, dass ich mich nicht vollkommen auf das Projekt konzentrieren kann, weshalb ich zurzeit eher Texte zu allgemeinen Themen schreibe.
Falls jemand Ideen hat, Organisationen kennt oder selbst helfen möchte, würde ich mich sehr über Unterstützung freuen. Schreibt mir eine E-Mail an: julian.engel@stop-finning.com

7. Tür – Mein typischer Tag

Ich wurde gefragt, wie mein typischer Tag hier im Projekt aussieht. Mein Tag startet in der Regel so zwischen 6 und 7, nach dem Anziehen und Zähne putzen geh ich dann von meiner Gastfamilie ins Büro. Das sind ca. 15 Minuten Fußweg. Auf dem Weg begegnen mir dann in der Regel die Schulkinder, von denen dann ungefähr die Hälfte ein „High-Five“ wollen. Im Büro angekommen mache ich mir einen Smoothie aus Früchten, Chia- und Leinensamen, die ich zum Glück aus Deutschland mitgenommen habe. Bis 8 Uhr kümmere ich mich dann um E-Mails und Organisatorisches, was in so einer ehrenamtlichen Tätigkeit im Meeresschutz mehr ist als man erwarten würde.

Um 8 Uhr fang ich dann an meiner Arbeit zu schreiben, da ich morgens meistens eine bessere Konzentration habe oder ich fahre zur Hauptinsel Cebu rüber, um Interviews zu führen. Das dauert dann in der Regel so bis 15 Uhr. Wenn ich keine Interviews führe, beschäftige ich mich mit der Auswertung meiner bisherigen Daten, lese wissenschaftliche Publikationen zu dem Thema, nehme an Aktivitäten von „People and the Sea“ teil oder führe Gespräche, wie man auf der Insel langfristig den Tourismus noch nachhaltiger gestalten könnte.

Nach dem Abendessen, setze ich mich meisten noch für eine Stunde an den Computer, weil die meisten meiner Freunde dann aufgestanden sind, nebenbei transferiere ich dann häufig noch Daten ins Model, da das nicht so viel Aufmerksamkeit kostet. Um 21 Uhr bin ich dann meistens wieder zu Hause und beende meinen Tag.

Es überrascht mich immer wieder, wie schnell so ein Tag umgeht.

6.Tür – Die Abhängigkeit von Fisch

Fast jeder Vortrag in der Fischereibiologie beginnt mit dem Satz, dass der größte Teil der Menschen von Fisch als Proteinquelle abhängig ist. Doch was ist an diesem Satz dran?
Zunächst einmal ja, es gibt viele Menschen die von der Fischerei leben. Vor allem in Entwicklungsländern ist der Anteil dieser Menschen enorm groß. Doch ergibt sich dadurch eine Abhängigkeit? Nicht unbedingt. Von einer Abhängigkeit können wir nur sprechen, wenn es sich um eine Fischerei für den Selbsterhalt handelt, dies macht etwa 15 % der globalen Fänge aus.
Fisch wird heute nicht nur gefangen um damit Menschen zu versorgen, sondern auch für die Nutztierhaltung, als Delikatesse und Statussymbol, wie beispielsweise roter Thun Sushi oder die Haifischflossensuppe oder um Aquakulturen zu versorgen. Der Bedarf ist hoch und die Notwendigkeit dafür gering. Vor allem in der westlichen Welt aber auch in Japan, Korea und teilweise in China ist eine Abhängigkeit von Fisch nicht mehr gegeben.

Das große Problem im Vergleich zu Nutztieren ist, dass der Fisch nicht gezüchtet ist und damit aussterben kann, wenn er überfischt wird. Hierdurch ist es fraglich ob der Verzehr der Tiere noch etwas mit persönlicher Freiheit zu tun hat, wenn dafür ein industrieller Schleppnetzfischer eben den Menschen, die von dem Fisch abhängig sind, die Fischbestände zerstört.
Durch komplexe Handelswege in der Fischerei ist es fast unmöglich nachzuvollziehen, wo ein Fisch wirklich herkommt. Falsche Labels, Fangorte und Methoden werden immer wieder genutzt, um illegal gefangenen Fisch beispielsweise nach Europa einzuschleusen. Dabei ist gerade dieser Fisch sehr fragwürdig. Interpol geht davon aus, dass die illegale Fischerei hauptverantwortlich für modernen Sklavenhandel und Menschenausbeutung ist. Auch Drogennetzwerke nutzen die Handelswege der illegalen Fischerei, um ihre Produkte zu verbreiten. Etwa jeder fünfte Fisch, der auf dem Weltmarkt und damit auch in Europa landet, ist illegal gefangen.

Ist der eigene Appetit wirklich wichtiger als die Menschen, die tatsächlich vom Fisch abhängen?

5. Tür – Radikale Öko-extremisten

Ja, ich bin ein radikaler Öko-Extremist. Ja ich fasse Probleme an der Wurzel an und versuche diese zu lösen, also bin ich radikal. Ich bin radikal, weil ich bereit bin Menschen nicht zu gefallen, weil ich das Leben mehr schätze als eine Meinung. Es mag extrem wirken, dass ich meine Zeit dafür verwende, zu versuchen die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen als ich sie vorgefunden habe und die Veränderung lebe, die ich in der Welt sehen möchte. Daher ist es vielleicht extrem, dass ich meine Schuhe auch trage, wenn sie ein Loch haben, meine Flip-Flops mit Sekundenkleber repariere und ein Band für die Fußhaltung nutze. Es mag extrem sein, dass ich meine Kleidung „fairtrade“ kaufe, einen Ökoschwamm aus recyclten Material nutze und vor allem vegan lebe.

Was ich aber viel extremer finde ist, dass ich diese Informationen auf einem Laptop schreibe, der für mich ein halbes Monatsgehalt gekostet hat, in einem Land in dem das dem Jahresgehalt eines durchschnittlichen Bauarbeiters entspricht. Was ich extrem finde ist, dass ich 19 Jahre gebraucht habe um zu verstehen, dass mein Geschmack nicht das wichtigste auf dieser Welt ist und nun mal wirklich nicht wichtiger als ein anderes Lebewesen. Ich finde es extrem, dass ich vegane Produkte im Supermarkt kaufe, die in Plastik eingeschweißt sind und wie häufig ich meinen Stoffbeutel benutzen muss bis ich die Plastiktüte ausgleichen kann.

Was will ich damit sagen? Extremismus ist sehr relativ. Der Widerstand zum
Nationalsozialismus wurde zwischen 1933 und 1945 sicherlich als extrem bezeichnet. Heute sehen wir ihn als richtig an.

Ich bin ein radikaler Ökoextremist, denn in Zeiten eines exponentiellen Artensterbens, Donald Trump und Glyphosat braucht es radikale
Ökoextremisten

4. Tür – Gibt es einen Grund zu kämpfen? Natürlich!

Nachdem ich gestern einen sehr traurigen Beitrag verfasst habe, möchte ich heute einmal schreiben, warum ich daran glaube, dass wir kämpfen müssen.

Ich weiß nicht, ob diese Geschichte stimmt, aber Bob Marley wurde einmal vor einem Konzert angeschossen, am nächsten Tag stand er trotz der Wunde und trotz der Warnung seines Arztes auf der Bühne. Als er gefragt wurde, warum er das Konzert nicht absagte, antwortete er: „Das Böse dieser Welt macht keine Pause, also wie sollte ich eine Pause machen?“

Wir befinden uns im sechsten Massensterben der Erdgeschichte. Es scheint, als wenn die Zerstörung unseres Planeten unaufhaltsam wäre, doch gerade das sollte doch der Grund sein, warum wir kämpfen müssen. Wir werden die Zerstörung der Natur nicht aufhalten, wenn wir den Kopf in den Sand stecken und auf die Malediven FLIEGEN, weil der durch den Klimawandel verursachte Meeresspiegel dafür sorgt, dass diese bald untergehen. Wait what?!

Noch ist das Klima nicht um 5°C gestiegen, noch ist der letzte Fisch nicht gefangen und auch der letzte See noch nicht vergiftet und genau dafür lohnt es sich zu kämpfen. Niemand würde Naturschutz betreiben, wenn es nicht den Funken gab, der den Wunsch nach einem nachhaltigeren Umgang mit der Natur entfacht hätte. Egal ob es durch die Zerstörung oder die Erfahrung der Schönheit der Natur war. Der Grund ist, dass etwas vorhanden ist, was wir erhalten wollen. Es lohnt sich nur für etwas zu kämpfen, wenn dort etwas ist, für das es sich lohnt zu kämpfen. Also kämpft dafür. „When it all comes down, will you say you did everything you could? When it all comes done, can you say you never gave up?“ – Rise against

3. Tür – Wie viel ist ein Leben wert?

Die Arbeit im Natur und Tierschutz stellt einen immer wieder vor ethisch unlösbare Aufgaben. Ich tauchte vor Netzen in denen Thunfische um ihr Überleben kämpften. Würde ich die Tiere befreien, so würde die restliche Zeit in Gefahr stehen und wir würden vielleicht nie wieder die Chance bekommen weitere Thunfische zu befreien oder andere Tiere. Du stehst an einer Weiche, auf die ein Zug losrast, auf der einen Seite ist ein Mensch festgekettet auf der anderen Seite 5, wie entscheidest Du Dich?
Ich habe so vielen Lebewesen dabei zugesehen wie sie ihren letzten Atemzug nahmen und wenn ich eine Sache daraus gelernt habe ist, dass Leben einen Wert hat. Wenn auch nicht für Dich, Konsument, aber für das Lebewesen. Für den Moment in dem es stirbt und das einzige was du als Aktivist zeigen kannst ist, dass Du da bist und Anteil nimmst. Gedenke derer, die niemand hört, gedenke derer die niemand sieht, denn sie sind die Opfer des menschlichen Hungers.

2. Tür – Was tun, wenn alles zu viel scheint?

Je länger ich hier bin, desto mehr sehe ich wie viel Aufwand und Zeit es kostet einen Weg zu finden marine Ressourcen in einem Gebiet langfristig und nachhaltig zu nutzen. Wie erreicht man Menschen, die keinen freien Zugang zu Bildung haben, kein sauberes Trinkwasser und die Konsequenzen nicht kennen, wenn sie es trotzdem trinken. Was hilft ein Beach Clean Up, wenn der Müll am Ende vergraben wird und doch wieder im Wasser landet? Für letzteres gibt es zumindest im Süden der Insel Lösungen, aber im Norden interessiert es niemanden, wodurch die Frage bestehen bleibt und gleichzeitig das Gefühl beinahe mit den Problemen überrannt zu werden. Es fühlt sich manchmal etwas hilflos an, doch wenn man bis zum Hals im Mist steckt, dann sollte man den Kopf nicht hängen lassen. Solange der Kopf noch frei ist, kann man für etwas kämpfen.

Mein Kampf begann damit, sehr typisch Deutsch, zu kategorisieren. Welche Probleme sind lösbar und für welche habe ich schlicht weg zu wenig Zeit. Nach den Interviews, die ich bisher gemacht habe, ist mir aufgefallen, dass die Wahrnehmung des Plastikmülls bereits gegeben ist. Aber eben genau so wie oben geschildert. Im Norden ist hier dringend mehr zu tun. Da ich aus Nord-Deutschland komme und schon häufig auf den Ostfriesischen Inseln war, sehe ich meine Rolle hier aber in etwas anderem: „Die Wasserversorgung!„. Letztlich kommen hier alle Probleme zusammen. Durch den Müll kommen Giftstoffe ins Grundwasser, durch fehlende Sanitäranlagen der oben genannte Dung, den wir produzieren und gleichzeitig wird sehr unachtsam mit der Ressource umgegangen. Wie in einem anderen Beitrag bereits geschrieben nutzen einige Resorts das Wasser, um ihre Pools zu füllen. Mein Lösungsansatz für das Problem wäre es mehr Regenwasser aufzufangen und die Sanitäranlagen zu verbessern.

Das nächste Problem ist die Fischerei. Hierfür werde ich mich Mitte Dezember mit den Vorsitzenden aller Gemeinden des Gebietes zusammensetzen und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Ich freue mich sehr aufdiesen Termin und halte euch auf dem Laufend!