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Der letzte Sonntag auf Malapascua – Ein Résumé

Der letzte Sonntag auf Malapascua – Ein Résumé

In diesem Post werde ich versuchen eine Zusammenfassung meiner Erfahrung zu schreiben. Ich war nun 5 Monate lang hier auf den Philippinen. Nachdem ich zunächst 10 Tage investierte, um meine Praktikantin in den notwendigen Thematiken auszubilden machten wir uns auf nach Malapascua. Das Projekt startete sehr vielversprechend. Wir konnten bereits im Oktober alle notwendigen Interviews durchführen. Auch der politische Zuspruch konnte durch meine Betreuerin von der Universität leicht erreicht werden. Ich habe bereits zu diesem Zeitpunkt einige spannende Informationen erhalten. In dunklen Räumen im Hinterhof von Privathäusern sprachen Menschen mit mir über Korruption, Verteilungskonflikte und illegale Fischerei. Vor allem hier war ich überrascht auf Menschen zu treffen, die mir ehrlich über ihr Leben berichteten. Eine wichtige Eigenschaft, die ich dabei gelernt habe, ist es Geduld zu haben und vor allem Verständnis zu zeigen, denn selbst ein Dynamitfischer will am Ende des Tages nur seine Familie ernähren und die Kinder zur Schule schicken. Es ist nicht seine Schuld Teil dieser Ausbeutung zu sein. Vielmehr ist er ein Symptom für Überfischung und eine ungerechte Verteilung von Finanzmitteln und Ressourcen.

Ich habe viele tolle Individuen kennenlernen können, Fischer, so wie Geschäftsleute. Viele Menschen auf Malapascua haben tolle Ideen und Gedanken und wollen viel erreichen und vielleicht konnte ich durch meine Arbeit bei der Umsetzung einiger Projekte helfen. Ich konnte neue Kontakte erstellen und die Zusammenarbeit etwas stärken und schon dafür hat es sich sehr gelohnt zu kommen. Wir haben einer schwachen Schildkröte helfen können neue Energie zu schöpfen und sie so noch am selben Tag wieder frei lassen. Diese Dinge schon nach einem Monat zu sehen war wundervoll. In der lokalen Schule erzählte ich den Kindern von Plastikproblemen, Korallen und warum ich Haie so sehr liebe.

Im Dezember konnte ich das einhundertste Interview halten. Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich auf der Insel auch schon besser etabliert und kannte mich auch besser auf dem Festland aus. So konnte ich drei Gebiete bestimmen, die die Probleme der Fischerei des Festlandes repräsentieren. In dem ersten Ort wurde mit Dynamit gefischt, im nächsten haben industrielle Fischer die Fischgründe zerstört und im letzten fanden wir eine Mischung aus mehreren Effekten. Es war sehr spannend diesen Fischern zuzuhören und ihre Lebenssituation zu verstehen. Ich konnte viel lernen und habe so auch noch mehr darüber gelernt, warum wir in Deutschland und in Europa auf Fisch verzichten sollten. Denn wir haben die Wahl. Diese Menschen haben sie nicht, sie brauchen den Fisch, welchen wir essen oder zu Fischmehl verarbeiten.

In wissenschaftlichen Vorträgen höre ich immer wieder die Motivation, dass ein Teil der Menschen der Erde auf Fisch angewiesen ist. Doch handelt es sich dabei wirklich um eine Motivation oder eher um großes Problem, wenn 80% der Meere vollkommen oder erschöpft sind?

Der Dezember ging vorbei und ich beschäftigte mich viel mit Fragen der Nachhaltigkeit, wie es auch auf dem Blog zu erkennen war. Ich trennte mich von meiner Praktikantin. Ich denke es war ein wichtiger und richtiger Schritt. Ich war froh, dass sie diese Entscheidung selbst getroffen hat. Es ist nicht schön zu sehen, wenn man mit Menschen nicht erfolgreich zusammen arbeiten kann, vor allem nicht, wenn man die Aufgabe hat ihnen etwas beizubringen. Doch wie sich herausstellte Befürwortete jeder, der mit uns zusammengearbeitet hat diese Entscheidung. Ich musste feststellen, dass ich nun schneller, effektiver und auch optimistischer arbeiten konnte. Ich konnte mich nun voll auf das Projekt fokussieren und tat dies auch. So schloss ich schließlich am letzten Donnerstag meine letzten Interviews ab. Ich habe 150 Interviews gehalten und etwa 50 Fragebögen ausfüllen lassen. In diesem Monat wurde die harte Arbeit dann belohnt. Zunächst kam der Umweltschützer und Naturfotograf Marc Robert Lehmann, mit seinem sehr talentierten und engagierten Team um meine Arbeit zu dokumentieren und Stop Finning zu helfen unsere Projekte einer breiteren Masse vorzustellen. Es waren zwei sehr anstrengende Wochen. Wir mussten viel organisieren, konnten aber auch viel erreichen. Am Ende fühlte es sich ein bisschen so an, als wenn wir in den zwei Wochen versucht hätten alles zu tun, was ich vorher in mehr als 3 Monaten getan habe. Als Robert fuhr tat er mir leid, weil er so wenig Schlaf bekommen hat. Ich selbst brauchte auch erstmal einen Tag um mich zurück in die Arbeit zu finden. Einige Tage zuvor haben wir die Ergebnisse meiner Arbeit bereits dem Fischereiverband vorgestellt. Hier ist jede Kommune mit einer bis vier Personen vertreten und die Informationen, die bei den Treffen gesammelt werden, werden dann an die Fischer weiter gegeben. Ich fokussierte mich hier auf die drei Themen: Plastik, Haifang und die Rolle von marinen Schutzgebieten (MPAs). Als Ergebnis stand am Ende fest, dass die naheliegende Insel „Chocolate Island“ zu einem Schutzgebiet deklariert werden sollte. Ein riesen Erfolg! Ich war super stolz und froh darüber und bin mir sicher, dass wir diesen Schritt nur erreichen konnten, weil wir mit den Fischern zusammen gearbeitet haben und sie uns so ihr vertrauen schenkten. Nun ging es also daran diesen Gedanken auch an die Geschäfte (also Hotels und Tauchläden) weiter zu leiten und auch auf politischer Ebene zu verfolgen. Am Freitag stellte ich diese und andere Ergebnisse den Besitzern der Unterkünfte und Tauchgeschäften vor. Ich bekam sehr positives Feedback für die Präsentation und es wurde der Wunsch geäußert, diese belange auch vor der Politik vorzutragen.

Ich traf mich also mit dem Mayor und dem Leiter der Kommune. Ich weiß aber ehrlich gesagt nicht inwieweit ich hier gehört wurde. Ich wünsche mir sehr eines Tages nach Malapascua zurückzukehren und um „Chocolate Island“ rote Markierungsbojen zu sehen. Ich habe Hoffnung für die Insel, grade da ich so viele tolle Menschen kennenlernen durfte und diese Menschen gute Intentionen haben. Ich glaube aber auch, dass es nicht leicht wird und es wird sehr wichtig werden, dass die Menschen hier zusammen arbeiten. Nun wünsche ich mir nur noch, dass die Studie Organisationen und Investoren dabei helfen kann in Gebieten destruktiven Fischereimethoden durch einen ökologisch verantwortlichen Tourismus zu ersetzen. Wie das funktioniert wird nun die Frage sein mit der ich mich im nächsten halben Jahr mit der Grundlage meiner Daten, beschäftigen werde.

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